Vor knapp drei Jahren beschloss der Rat der Stadt Geldern die Gründung der Gelderner Baugesellschaft (GBG). Rund ein Jahr später begann die GBG mit dem Projekt „Sanierung der Gelderner Schulen“. Im Interview ziehen Bürgermeister Sven Kaiser und GBG-Geschäftsführer Thomas Mutz, ein erstes Zwischenfazit, berichten wie es zur damaligen Gründung kam, und erzählen, wie es zurzeit auf den einzelnen Baustellen läuft.
WIR inGELDERN (WiG): Herr Mutz, 2018 wurde die Gründung der Gelderner Baugesellschaft (GBG) als hundertprozentige städtische Tochtergesellschaft für die Sanierung, den Umbau und Neubau von Schulen beschlossen. Am 1. April 2019 hat sie de facto so richtig ihre Arbeit aufgenommen. Gut zwei Jahre später, wie fällt ihr Zwischenfazit aus?
Thomas Mutz: Stand jetzt fällt es sehr positiv aus. Wir bearbeiten zurzeit fünf große schulische Projekte, zudem sind zuletzt einige Kita-Projekte dazugekommen. Wir haben mittlerweile ein tolles Team zusammen, die Kolleginnen und Kollegen ergänzen sich sehr gut und bearbeiten die Projekte mit großer Motivation.
WiG: Wie groß ist das Team der GBG zurzeit?
Thomas Mutz: Derzeit sind wir 13 Personen im Team inklusive mir. Eine angenehme und übersichtliche Größe. Es sind erstmal auch keine weiteren Neueinstellungen geplant.
WiG: Herr Kaiser, aus welchen Motiven heraus wurde die Baugesellschaft damals gegründet?
Sven Kaiser: Wenn Geldern als Schulstadt auch langfristig ein attraktiver Bildungsstandort bleiben will, brauchen wir hochmoderne Schulen und auch Kitas. Aufgrund des großen Modernisierungsbedarfs, den wir damals festgestellt haben, haben wir deshalb gemeinsam mit der Politik entschieden, das Thema „Schul- und Kitamodernisierungen“ in den nächsten Jahren mit großer Intensität angehen zu wollen.
WiG: Wie entstand hierbei die Idee, eine eigene Baugesellschaft zu gründen?
Sven Kaiser: Wir kamen letztlich mit der Politik zu der Überzeugung, dass die Schul-Modernisierungen durch eine städtische Baugesellschaft schneller sowie unkomplizierter geplant und durchgeführt werden können, weil wir effizientere Entscheidungsprozesse und weniger Aufwand im Vergabeverfahren haben. Bevor die GBG gegründet wurde, hatten wir bereits viele Gespräche geführt, hatten uns auch vor Ort vergleichbare Beispiele angeschaut, wie zum Beispiel in Dinslaken oder Kleve, und hatten uns angehört, welche Erfahrungen dort gemacht wurden. Unsere Eindrücke waren sehr positiv. Und auch die Gelderner Politik trug die Idee schnell mit.
WiG: Und übt durch den Aufsichtsrat nach wie vor die Kontrolle aus, indem der Aufsichtsrat mit vielen Vertretern aus dem Stadtrat bestückt ist?
Sven Kaiser: Ja, denn der Entscheidungsträger ist schließlich der Stadtrat. Es wurde damals extra ein größerer Aufsichtsrat gebildet, dem alle Fraktionen angehören, so dass die Politik in die Prozesse immer entsprechend eingebunden ist.
Thomas Mutz: Das Zusammenspiel mit dem Aufsichtsrat klappt bislang auch sehr gut, es gibt einen ständigen und konstruktiven Austausch, sodass die Politik stets weiß, woran wir gerade arbeiten und wie es bei den einzelnen Projekten vorangeht. Zudem berichten wir regelmäßig in den Ausschüssen über die Projektfortschritte.
WiG: Wie klappt bislang die Zusammenarbeit mit den übrigen Beteiligten?
Thomas Mutz: Wir arbeiten bei allen Projekten viel mit lokalen Firmen und Architekten zusammen, es besteht ein enger Austausch. Auch in den gemeinsamen Arbeitsbereichen mit dem Schulamt funktioniert die Zusammenarbeit gut. Mit den Schul- oder Kitaleitungen des jeweiligen Projekts sind wir ohnehin im ständigen Kontakt, um unsere Pläne mit ihnen abzustimmen. Sie sind es schließlich, die die Gebäude nachher nutzen.
WiG: Schwieriger gestaltet es sich aufgrund der Corona-Pandemie wahrscheinlich mit dem direkten Vor-Ort-Kontakt mit den Bürgern, oder?
Sven Kaiser: Ja, das ist in der Tat so. Gerne würden wir an den Neubauten auch mal Präsenzveranstaltungen oder Tage der Offenen Türen anbieten. Hier sind uns momentan coronabedingt aber einfach leider die Hände gebunden. Hoffentlich ist die Lage eine andere, wenn die ersten Gebäude fertiggestellt sind, um auch einen öffentlichen Rundgang anbieten zu können.
GBG-Geschäftsführer Thomas Mutz (links) und Bürgermeister Sven Kaiser nahmen sich Zeit für ein gemeinsames Interview.
WiG: Welche Schul-Projekte betreut die Baugesellschaft derzeit?
Thomas Mutz: Zu den fünf größeren Schulbauprojekten gehören die Teil-Neubauten an der Albert-Schweitzer-Schule, an der Kapellener Marienschule und an der Gesamtschule sowie der Neubau der Realschule An der Fleuth am alten Standort der Geschwister-Scholl-Schule. In der Planung ist auch die Sanierung der Michael-Schule inklusive eines Anbaus. Wir haben hier bereits eine Machbarkeitsstudie erstellt und sind gerade in der Planungsphase.
WiG: Hinzu kommen noch die Kita-Projekte.
Thomas Mutz: Genau, in Hartefeld wird die Kita Traumbaum derzeit um einen Anbau erweitert, dort haben die Rohbauarbeiten auch bereits begonnen. Anschließend wird das Bestandsgebäude saniert. In Kapellen ist der Neubau der Kita St. Georg geplant. Zudem soll der Gelderner Raphael-Kindergarten in den nächsten Jahren einen neuen Standort erhalten, hier muss die Politik aber noch festlegen, an welchem Standort. Zwei mögliche Standorte haben wir bereits dem Aufsichtsrat und dem Jugendhilfeausschuss im Dezember mitgeteilt.
WiG: Die GBG ist also auch in den Ortschaften schon sehr aktiv. Besonders in Kapellen an der Fleuth, wo der Schul-Teilneubau und ein neues Kitagebäude entstehen (sollen). Inwieweit stärkt die Stadt Geldern damit auch die gesamte Ortschaft?
Sven Kaiser:Indem wir als Stadt sowohl in die Kapellener Kita als auch in die Schulinfrastruktur investieren, sichern wir gleichzeitig die Zukunft der Ortschaft für die nächsten Jahrzehnte. Denn zum einen bleibt Kapellen durch die Investitionen in die Bildungsinfrastruktur bei jungen Familien attraktiv. Verstärkt wird das auch noch einmal durch das neue Baugebiet „An het Hagelkruys“, das zurzeit entsteht. Zum anderen schaffen wir durch den Bau an der Marienschule einen Mehrwert für den Kapellener Heimatverein, der in dem Neubau ebenfalls einen eigenen Raum erhält.
WiG:Wie lautet denn der weitere Zeitplan für die Arbeiten an der Marienschule?
Thomas Mutz: Im November soll der Neubau fertig sein. Anschließend erfolgt der Umzug vom alten ins neue Gebäude. Anschließend beginnt die Sanierung des alten Schulgebäudes. Komplett abgeschlossen werden soll das Projekt im September 2022.
WiG:Und wie sieht es zurzeit bei den anderen Schulbauprojekten aus?
Thomas Mutz: Am weitesten sind die Teil-Neubauten an der Gesamtschule. Der Innenausbau ist in vollen Zügen. Das erste der beiden Klassenhäuser soll Stand jetzt im Juni fertiggestellt sein das zweite rund drei Monate später. An der Albert-Schweitzer-Schule (Anm. d. Red.: s.gesonderten Artikel auf S. 26) geht es ebenfalls gut voran, dort kommt die Decke bald drauf. Den Bauantrag für die Realschule An der Fleuth haben wir Anfang Februar gestellt. Hier läuft derzeit in Abstimmung mit der Schulleitung die Ausführungsplanung.
Sven Kaiser: Bis zu den Sommerferien wollen wir an allen Gelderner Schulen außerdem die Arbeiten für die Internetversorgung (LAN- und WLAN-Infrastruktur) abgeschlossen haben.
WiG: Auch die Michael-Schule soll in den nächsten Jahren saniert werden. Wie ist hier der aktuelle Stand?
Thomas Mutz: Wir arbeiten zurzeit in enger Abstimmung mit der Schulleitung noch an der Entwurfsplanung. Für das Projekt Michael-Schule haben wir aber noch etwas Luft, der Umbau soll ja voraussichtlich erst 2024 abgeschlossen sein.
WiG: Herr Kaiser, Herr Mutz, vielen Dank für das Gespräch.
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